Warum die Inflation in der Schweiz so viel tiefer ist als anderswo

Marktkommentar, April 2023

Warum die Inflation in der Schweiz so viel tiefer ist als anderswo

Die Schweiz zeigt sich zurzeit nicht nur was die Währung, den Schweizer Franken, betrifft, sondern auch bei der Inflation als Insel der Stabilität. Die Teuerung der Konsumentenpreise ist in der Schweiz die niedrigste der gesamten OECD, der Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Schweiz hat also die niedrigste Inflation von allen globalen Industrieländern. Was sind die Gründe dafür? Wie so oft ist eine Kombination von Faktoren verantwortlich. Eine geringere Teuerung bedeutet im globalen Vergleich aber auch niedrigere Zinsen. Somit bleibt die Schweiz dank der Kombination von stabiler Währung, relativ tiefer Inflation und im internationalen Vergleich klar niedrigerer Zinsen für Anlagen weiterhin attraktiv. Im Schweizer Aktienindex ist übrigens der jüngst von Turbulenzen geprägte Bankensektor mit rund 5 % tiefer gewichtet als im Eurozone-Aktienindex mit 9 % und auch weniger gewichtet als in den USA. Der Schweizer Aktienindex wird von den weniger von der Konjunktur abhängigen Pharma- und Nahrungsmittelaktien und Versicherungen dominiert. 

Die Diskussion um den Anstieg der Konsumentenpreise wird wieder intensiver geführt. Während die Teuerung in der Eurozone 6,9 % und in den USA 6 % beträgt, liegt die Inflation in der Schweiz mit 2,9 % klar darunter. Und bei der sogenannten Kerninflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise zeigt die Schweiz nur 2,2 % gegenüber rund 5,6 % in der Eurozone und den USA. Was steckt dahinter, weshalb ist die Inflation in der Schweiz eigentlich so viel tiefer? Wie so oft ist es auch diesmal eine Kombination von Faktoren, die verantwortlich ist für die relative Stabilität der Teuerung in der Schweiz.

Der wichtigste Grund für die niedrigere Inflation und damit die niedrigeren Zinsen als in anderen Ländern ist der starke Schweizer Franken. Die Stabilität der Schweizer Währung ist seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten, ein bekannter Trend, welcher in Zusammenhang steht mit der politischen Stabilität des Landes in einer Zeit von zunehmenden geopolitischen Spannungen und Konflikten, so zwischen den USA und China oder dem Westen und Russland oder auch dem weiterhin sehr unberechenbaren Nahen Osten.

Wenn im Vergleich mehrerer Jahre der Schweizer Franken stark ist, heisst dies, dass die z.B. aus dem Euroraum importierten Güter für die Schweiz in der Tendenz günstiger werden, was die Inflation in der Schweiz tiefer hält als in der Eurozone oder auch in den USA.

Ein zweiter Grund ist die geringere Gewichtung der Energiepreise im Warenkorb, der der Inflationsmessung zugrunde liegt. Fossile Brennstoffe und Strom machen in der Eurozone fast 7 % des Verbraucherindexes aus, in der Schweiz nur rund 3,5 %, also nur die Hälfte im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern.

Die Kombination einer stabilen Währung, tieferer Inflation und niedrigerer Zinsen macht Schweizer Anlagen gegenüber anderen Märkten attraktiv.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Zudem ist drittens die Schweiz dank einer besser diversifizierten Energieversorgung energieeffizienter als das übrige Europa. Mit den vielen Bergen und mehr als 1500 Seen ist die Hydroenergie oder Wasserkraft ein wichtiger Faktor und macht die Schweiz weniger von Energieimporten abhängig als viele Länder. Der hohe Anteil des Staates an der Energieversorgung über Stromunternehmen macht die Schweiz ebenso weniger anfällig für die Schwankungen und Preiserhöhungen der internationalen Energiemärkte.

Ein vierter Grund ist die stärker als in den europäischen Nachbarländern bestehende Preisregelung. Rund 30 % der Kernprodukte der Konsumentenpreise unterliegen der Regulierung, weit mehr als im internationalen Vergleich. So stiegen beispielsweise die Nahrungsmittelpreise in der Schweiz per Ende 2022 annualisiert nur um 4 % gegenüber 12 % in den USA, 17 % in Grossbritannien und 20 % in Deutschland. Weitere Beispiele finden sich im Transport-, Miet- und Strombereich. Auch bei Medikamentenpreisen können die Behörden eingreifen und Preissenkungen vorschreiben. Die Agrarpreise sind in der Schweiz traditionell bzw. historisch ohnehin stärker reguliert, womit die gegenwärtigen Fluktuationen und Preiserhöhungen des globalen Nahrungsmittelmarktes weniger Einfluss haben als im internationalen Vergleich.

Und zuletzt darf nicht vergessen werden, dass die Schweizer Regierung, das Parlament und die Schweizerische Nationalbank in der Corona-Krise nicht so wie vor allem die USA, aber auch die Eurozone oder Grossbritannien die Konjunkturstimulierung 2020 und 2021 zu exzessiv angetrieben haben. So kam es in der Schweiz auch nicht zu einer völlig übertriebenen Aufblähung der Geldmenge bzw. der monetären Liquidität wie in vielen Ländern. Damit hat die Schweiz in den Jahren 2020 und 2021 weit weniger Inflationstreiber verursacht als die USA, die Eurozone oder Grossbritannien.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als Chief Investment Officer das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann. Zuvor war er über viele Jahre Chief Investment Officer bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 5. April 2023

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