Weniger Bauch, mehr Kopf

Die häufigsten Fallstricke des Investierens

Weniger Bauch, mehr Kopf

Weniger Bauch, mehr Kopf

Anlegerinnen und Anleger sind getrieben von Wünschen und Erwartungen und handeln darum bei Anlageentscheiden oft irrational. Dadurch gehen sie vielfach unnötige Risiken ein. Der Fachbereich «Behavioural Finance» (an der Schnittstelle zwischen Ökonomie und Psychologie) befasst sich mit diesem Fehlverhalten und liefert eine Grundlage für klügere Anlageentscheide.

Corona-Pandemie und Ukraine-Krise führten zu äusserst starken Schwankungen an den Börsen und boten damit bestes Anschauungsmaterial fürs Thema «Behavioural Finance». Die «verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie» geht davon aus, dass das Geschehen an den Finanzmärkten nicht vollständig effizient ist, also nicht alle jederzeit relevanten und verfügbaren Informationen in den Kursen eingepreist sind. Vielmehr wird die Kursfindung durch das irrationale Verhalten der Anleger beeinflusst. Dabei hemmen Gefühle wie Angst, Euphorie oder sogar Gier die Fähigkeit, vernünftige Entscheide zu fällen; es entstehen Preisverzerrungen.

Um die Geldanlage rationaler zu gestalten, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie sie zustande kommt und welche Fehler regelmässig gemacht werden. Seit ihrer Entstehung in den 1980er Jahren hat Behavioural Finance zahlreiche ungünstige Verhaltensweisen identifiziert. Nachfolgend erläutern wir die markantesten.

 

Die häufigsten Fallstricke des Investierens:

Verlustaversion
Zwei Aktien befinden sich im Portefeuille, die eine steht 100 Franken im Minus, die andere 100 Franken im Plus. Beide sind 1’000 Franken wert. Sie brauchen dringend 1’000 Franken. Welche Aktie verkaufen Sie – die Verliererin oder die Gewinnerin?

Studien zeigen, dass die meisten Anleger eher die Gewinneraktie verkaufen und sich damit um künftige Renditen bringen. Sie tendieren dazu, Gewinne zu früh zu realisieren und Verluste zu spät zu begrenzen.

Tipp

Tipp

Der Blick auf bisherige Verluste ist der falsche Ratgeber. Vorteilhafter ist es sich zu fragen, ob man die Aktie heute noch zum aktuellen Kurs kaufen würde, unabhängig davon, ob sie bisher Gewinne oder Verluste beschert hat.

Ankerpunkte
Häufig wird der persönliche Einstandspreis als Ankerpunkt verwendet um zu entscheiden, wann ein Wertpapier verkauft werden soll. Das ist höchst irrational, denn die künftige Entwicklung des Titels hängt nicht davon ab, ob er gerade im Plus oder Minus steht.

Tipp

Tipp

Lösen Sie sich von Ankerpunkten wie Einstandspreis, Jahreshöchst- oder -tiefstkurs. Denn: Vergangenheitsbezogene Referenzpunkte sind für die Prognose eines Unternehmens oder Marktes nicht relevant.

Herdentrieb
Alle kennen das Bild der Lemminge, die einander blind folgen und gemeinsam in den Abgrund stürzen. In der Finanzwelt zeigt sich das Herdenverhalten so: Anleger kaufen, was gut gelaufen ist, anstatt was gerade stark gesunken und somit günstig ist. Durch die «Fear of missing out» (FOMO) verstärken sich Trends – so regelmässig gesehen beim Run auf Krypto-Währungen oder bei der Dot-Com-Blase.

Tipp

Tipp

Der beste Rat in dieser Hinsicht stammt vom amerikanischen Grossinvestor Warren Buffett: «Sei gierig, wenn andere ängstlich sind. Und sei ängstlich, wenn andere gierig sind.» Will heissen: Investieren Sie, wenn die Marktteilnehmenden verkaufen respektive keinen Mut haben zu investieren. Und seien Sie vorsichtig, wenn die Stimmung an den Märkten euphorisch ist.

Bestätigungsvorurteile («Confirmation Bias»)
Menschen neigen dazu, bei Anlageentscheiden nur Informationen wahrzunehmen, welche die eigene Einschätzung unterstützen und andere Ansichten auszublenden. Beispiel: Wenn ein Rolex-Sammler seine Vorliebe für die Uhrenmarke mit der Güte einer Anlage in das Unternehmen verwechselt, vernachlässigt er die möglichen Risiken der Aktie.

Tipp

Tipp

Selektive Wahrnehmung vermeiden! Schützen kann man sich davor, indem man sich bewusst auch mit Informationen auseinandersetzt, die den eigenen Überzeugungen eigentlich widersprechen.

Selbstüberschätzung
Laut Studien ist es weit verbreitet, dass Menschen ihr Augenmerk bei Investitionsentscheiden übermässig stark auf die Branche legen, in der sie selbst arbeiten. Aber: Ein Arzt beispielsweise mag sich zwar im Gesundheitswesen auskennen, muss aber nicht zwangsläufig ein erfolgreicher Pharmainvestor sein.

Tipp

Tipp

Selbstkontrolle hilft. Dazu gehört, sich bei Anlageentscheiden immer wieder zu fragen, ob genügend Distanz zu einem Anlagethema oder einem Wertpapier besteht.

Spielerfehlschluss («Gambler’s Fallacy»)
Wählt man im Roulette fünf Mal Schwarz, gehen die meisten Menschen davon aus, dass beim nächsten Mal Rot kommt. Dieser Effekt beruht auf der Vorstellung, dass Rot und Schwarz etwa gleich häufig auftreten. Tatsächlich ist aber jedes Spiel vom vorherigen unabhängig und beginnt komplett neu. Sprich: Nach jedem Wurf betragen die Chancen für den nächsten Wurf immer 50 Prozent für beide Farben. Genauso ist es mit Aktien: Ist sie an einem Tag im Minus, heisst es nicht, dass sie am nächsten Tag ein Plus verzeichnet.

Tipp

Tipp

Ab einem gewissen Zeitpunkt beginnt das Gehirn, Wahrscheinlichkeiten falsch einzuschätzen. Wer dies akzeptiert, wird weniger Fehler machen – sowohl im Roulette als auch in der Geldanlage.

Anlageberater als Korrektiv

Es ist nicht einfach, gegen tiefsitzende Verhaltensmuster anzukämpfen, die einen regelmässig in die falsche Richtung schicken. Allein das Wissen darum hilft schon. Wer sich selbst gut kennt und kritisch und ehrlich zu sich ist, hat die besseren Karten im Anlagegeschäft.

Eine wichtige Rolle gegen die Ineffizienz der Finanzmärkte spielt die Anlageberatung. So werden unsere Kundinnen und Kunden für das Thema Behavioural Finance sensibilisiert und auf mögliche Verhaltensfehler hingewiesen. Eine fachkundige, unabhängige Beratung, welche die Sachlage nüchtern und aus der Distanz betrachtet, ist unerlässlich für erfolgreiches Anlegen.

Die verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie hilft der Vermögensverwaltung, die Performance zu optimieren. Bei uns hat sie sogar einen direkten Einfluss auf den Investmentprozess: Da Märkte nicht vollständig effizient sind, kann durch aktives Management ein Mehrwert gegenüber passiven Anlagelösungen generiert werden.

Gemäss dem Grundsatz «Sicherheit vor Rendite» kommen objektiv und im Voraus definierte Kriterien zum Einsatz, um verhaltensbedingte Fehler zu vermeiden. So greift etwa unser Risikomanagement ein, um die Verlustaversion zu vermeiden: Verliert ein Titel zu viel an Wert, wird die Position nach nochmaliger Prüfung gekürzt oder sogar veräussert. Dieses disziplinierte Risikomanagement führt dazu, dass Risiken nicht generell minimiert, sondern gezielt bewirtschaftet werden.

Auch die Anlagestrategie «Defensive Growth» hat sich bewährt, wonach auf lange Frist diese Strategie eine höhere Rendite erwirtschaftet gegenüber zyklischen und stärker schwankenden Titeln. So fokussieren wir uns beim Selektionsprozess auf hochwertige Unternehmen mit einer nachhaltigen Profitabilität und einem stabilen Wachstum.

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Wichtige rechtliche Hinweise:

Diese Publikation dient ausschliesslich Informations- und Marketingzwecken. Sie stellt keine Anlageberatung oder individuell-konkrete Anlageempfehlung dar. Sie ist kein Verkaufsprospekt und enthält weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten, Anlagedienstleistungen oder zur Vornahme sonstiger Transaktionen. Maerki Baumann & Co. AG erbringt keine Rechts- oder Steuerberatung und empfiehlt dem Anleger, bezüglich der Eignung von solchen Anlagen eine unabhängige Rechts- oder Steuerberatung einzuholen, da die steuerliche Behandlung von den persönlichen Verhältnissen des Kunden abhängt und stetigen Änderungen unterworfen sein kann. Maerki Baumann & Co. AG ist Inhaberin der Schweizerischen Bankbewilligung, die ihr durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) erteilt wurde.

Redaktionsschluss: August 2022

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